Mit dem Giftanschlag auf den prominentesten russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny haben Putin und seine Gefolgsleute ihr wahres Gesicht gezeigt. Jetzt müsste auch im Westen jedem klar sein: Für ihren Machterhalt ist ihnen jedes Mittel recht. Und noch immer bezeichnen wir ein Regime, das über Leichen geht als Partner. Wie zynisch ist das! Nawalny hat sich trotz der vielen infamen Beschuldigungen, Festnahmen und Arreste nicht unterkriegen lassen. Zehntausende Menschen sind ihm auf die Straße gefolgt, um gegen Korruption und Machtmissbrauch zu demonstrieren. Jetzt wurde er wie damals Nemzow den Machthabern zu gefährlich und sollte nach alt bewährter Manier aus dem Weg geräumt werden. In russischen Geheimdienstkreisen benutzt man auch die Formulierung „neutralisieren“.
Der Westen muss jetzt endlich handeln und darf sich nicht weiter vorführen lassen. Die Sanktionen müssen verschärft werden, russisches Vermögen eingefroren und Nord Stream 2 gestoppt werden. Doch in der deutschen Wirtschaft gibt es noch zuviele Lobbyisten, die mit Russland Geld verdienen und sich von Putin um den Finger wickeln lassen. Mit China ist es ja nicht anders.
Bestimmt wird dieser Mordversuch offiziell niemals aufgeklärt werden, obwohl die Fakten auf der Hand liegen. Moskau wird ähnlich wie beim Anschlag auf Skripal wieder Nebelkerzen werfen, Kooperation vortäuschen und gleichzeitig absurde Behauptungen aufstellen und das Opfer zum Täter machen. Es wird der Tag kommen und die Menschen werden in Massen gegen Putin demonstrieren wie jetzt in Weißrussland gegen Lukaschenko. Wer weiß, ob sich Nawalny jemals wieder erholen wird und ob er überhaupt überlebt. Er war zu sehr Einzelkämpfer und es wird so schnell keinen geben, der ihn beerbt. Wünschen wir ihm schnelle Genesung und dass ihn der Mut nicht verlässt.