Die Corona-Krise hat die Welt in Aufruhr versetzt. Amerika schlägt wie wild um sich, will den Verlust seiner unangefochtenen Weltmachtrolle nicht kampflos hinnehmen. Aber die USA stehen vor gigantischen Herausforderungen. Das Image Amerikas in der Welt ist angekratzt, im Kampf gegen die Pandemie versagte das US-Gesundheitssystem. Die Bewegung Black-Life-Matters wird Amerika genauso in seinem Bestand erschüttern, wie Fridays for Future die EU-Politik nachhaltig verändert hat. Amerika führt Handelskrieg gegen seinen vermeintlichen Hauptrivalen China, will über Sanktionen die russische Wirtschaft massiv schädigen und diszipliniert die Europäer, Amerikas engste Verbündete, wie Vassalen. Die EU konnte zwar in der Pandemie-Bekämpfung aufgrund seines sozial-marktwirtschaftlichen Systems besser punkten als die USA, doch die eigentlichen Problemlösungen stehen der EU noch bevor. Corona ist dreischichtig. Die erste Etappe, den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zu bewerkstelligen - das hat Europa getan. Die zweite Etappe kommt jetzt: die Wirtschaftsschäden berechnen, die wirtschaftlichen Zerfallserscheinungen stoppen, Bankrott und Arbeitslosigkeit verhindern. Am Schlimmsten für alle wird die dritte Etappe: soziale Unruhen, Proteste, Regierungsumstürze - all das könnte bald auf der Tagesordnung stehen. Die Länder der ehemaligen Dritten Welt sind am härtesten von den ökonomischen Auswirkungen betroffen. Die dritte Phase der Krise werden einige von ihnen nicht heil überstehen. Eine Radikalisierung, Staatszerfall, Bürgerkriege, Massenmigrationen, Armut und Terrorismus bedrohen aus diesen Regionen den Westen. Der kluge Henry Kissinger sagt: die Welt steht in Flammen. Das, was wir von der Pandemie und ihren Schäden bisher mitbekommen haben, ist nur die Ruhe vor dem eigentlichen Sturm. Und die Frage wird sein, ob die genügsamen Wohlstandsgesellschaften für anstehende ernsthafte Konfliktlösungen gerüstet sind. Es wäre für die globale Krise der Menschheit einfacher, wenn alle Staaten an einem Strang ziehen würden. Die UNO hat ein Moratorium, eine Einstellung aller bewaffneten Konflikte und das Einfrieren aller Sanktionen für die Zeit der Corona-Krise vorgeschlagen. Doch die USA sehen in diesem Vorschlag die Gefahr ihres eigenen Machtverlustes und setzen mit Kampfgeschrei dagegen. Die weltpolitische Lage wird dadurch komplizierter, dass die EU bislang keine Alternativen zur Führungsmacht Amerika sieht. Es gibt in der EU niemanden, der den amerikanischen Schutzschirm gegen einen chinesischen oder russischen eintauschen will. Ernsthafte Autonomiebestrebungen, Emanzipation von den USA, sucht man in Europa vergeblich. Die USA wollen die Europäer als Verbündete, manche sagen: Puffer, in der Eindämmungspolitik gegenüber den wahren amerikanischen Konkurrenten Russland und China verwenden. Und die USA sind - über ihre transatlantischen Netzwerke - in der Lage, die EU an sich zu binden, auch indem sie Staaten wie Deutschland unmittelbar mit der Spaltung der EU drohen und Angst einflössen. In der Post-Corona-Welt wird sich alles änhlih der Lage nach dem Ersten Weltkrieg entwickeln. Als Folge der ersten Industrialisierung, dem Aufkommen völlig neuer Technolgogien. Produktionstätten,Handelsströmen, Wirtschaftskräften - zerfielen die alten europäischen Imperien, Monarchien wurden durch Burgeoisien abgelöst, in Amerika kam es zum Raubtierkapitalismus, in Russland wurde der Kommunismus und in Deutschland der Nationalsozialismus geboren. Diese unterschiedlichen Systeme und Gesellschaftsformen gingen im Zweiten Weltkrieg aufeinander los und zertrümmerten die alte Welt. Jetzt steht die Menschheit vor einer neuen Welle der Industrialisierung - der Digitalisierung, der Macht der künstlichen Intelligenz, einer neuen Rangfolge von Weltmächten, einer neuen Bipolarität zwischen USA und China. Lernen wir aus den Erfahrungen der Zwischenkriegszeit und auch des Kalten Krieges - und lassen keinen Dritten Weltkrieg zu. Putin hat nicht Unrecht, wenn er ein Treffen der fünf Atommächte und Ständigen Mitglieder des UN Sicherheitsrates fordert, um über eine Post-Corona-Welt(friedens)ordnung nachzudenken. Deutschland wäre zwar in dieser Runde nicht dabei (deshalb beharrt Merkel so sehr auf dem G7 Format), sollte aber dem Treffen keine Steine in den Weg legen.