Zu Beginn des Kalten Krieges schrieb der bekannte Schriftsteller George Orwell seinen weltberühmten Roman 1984. Er sah den globalen Überwachungsstaat mittels modernster Informationstechnologien lange voraus. Er zeigte auf, wie die Geschichtsschreibung ständig verfälscht wurde, um den Herrschenden ihre Macht zu sichern. Die Orwellsche Zukunftswelt war dreigeteilt. Den stärksten Block bildete das sogenannte Ozeanien, bestehend aus dem amerikanischen Kontinent, Großbritannien und der Nordhälfte Afrikas. Orwell sagte - fälschlicherweise - die Eroberung ganz Europas durch die Sowjetunion und - richtigerweise - die Begründung eines Eurasiens voraus. Laut seinem Zukunftsszenarium hätte China mit der Gründnung des dritten Blocks Ostasien ebenfalls nach der Weltherrschaft gegriffen. Diese Orwellsche Weltordnung kann, unter neuen Vorzeichen, Wirklichkeit werden.
Während sich die USA und Europa gerade in politischen Fragen zerstreiten, hat China die Gründung der größten Wirtschaftszone der Menschheitsgeschichte ausgerufen. Ost- und Südasien sollen eine Einheit unter wirtschaftlicher Führung Chinas bilden. Der neue Block vereint fast 50 Prozent der gesamten Weltwirtschaft. Diese Wirtschaftszone sit viel mehr als das von Orwell skizzierte Ostasien. China vereinnahmt mit seiner Seidenstrassenstrategie auch das Territorium der ehemaligen Sowjetunion, sowie Westasien. Somit steht China an der Seite Russlands beim Aufbau eines Groß-Eurasiens. Dieses Eurasien wird ein Bündnis mit Teilen der orientalischen Welt schließen, sicherlich mit dem Iran, der Türkei, Indien und Pakistan.
Während Orwell in seinem 1949 geschriebenen Roman die USA/Großbritannien, Russland und China als die drei Supermächte der künftigen Welt betrachtete, die sich ständig bekämpfen würden, hat er den aufstrebenden Islam vergessen. Orwells imaginäre Weltkarte müsste heute dahingehend zu berichtigen sein, als dass Amerika die Führungsmacht Europas ist, und Russland, von Europa weggestossen, sich in Asien zu einer Großmacht entwickelt - im Schulterschluss mit China. Afrika wird niemals Teil Ozeaniens, nach heutiger Sachlage: des Westens, sein. Afrika wird, wie die anderen Kontinente, in den nächsten Jahzehnten ungeheuere Entwicklungen durchmachen und es wird wahrscheinlich der grosse Verlierer der neuen Globalisierung sein. Daraufhin wird der Islamismus in Afrika - vom Nahen und Mittleren Osten her - Fuss fassen.
Die Welt von morgen wird - wie Orwell es prophezeit hatte - dreigeteilt sein. Einem schwächeren Transatlantischen Block unter US Führung, in den Europa sich integrieren wird, werden Eurasien, im Bunde mit dem neuen Orient, konfrontativ gegenüberstehen. Der dritte Akteut wird eine neue fundamentalisitische Weltideologie, die hauptsächlich in Afrika basiert, sein.
Diese neue Welt - manche mögen sie schrecklich nennen - ist jetzt in ihrer Begründung. Die Vorboten sind längst da, man muss sie nur sehen. Die Welt gerät aus den Fugen. In Europa ist die universelle liberale Weltherrschaftsidee gescheitert. Demokratie ist nicht mehr auf dem globalen Vormarsch. Statt einer liberalen Revolution soll jetzt eine ökologische Revolution den Planeten vor Unheil retten. Doch die grüne Heilsidee des Westens wird unweigerlich mit Asien und dem neuen China, das auf seine Art und Weise den größten Kontinent der Erde "kolonisiert" zusammenstossen. Der Islam wird bald die weitaus größte Religion der Erde sein, während im postmodernen Westen das Christentum allmählich vom Materialismus ganz abgelöst wird. Ein Kulturkampf wird unumgänglich. Die Abbildung der künftigen Weltkarte neben dem Artikel soll zum Nachdenken animieren. Als Orwell seinen Roman schrieb, trennten ihn 35 Jahre vom Datum 1984. Heute exisitiert schon das Buch über das magische Zukunftsjahr 2054, das wird ebenfalls in 35 Jahren erreichen werden.